Kambodscha
Nach 5 Tagen in Singapur geht es für uns mal wieder weiter. Ein neues Land steht auf dem Plan – Kambodscha . Der Kontrast könnte wahrscheinlich kaum größer sein, aber genau das ist es, was das Reisen so besonders macht.
Was erwartet uns in Kambodscha? Das Königreich Kambodscha zählt zu einem der ärmsten Länder in Südostasien. Die Hauptbevölkerungsgruppe sind die Khmer, deren Kultur sich in vielen Teilen des Landes und vor allem in den alten Tempelanlagen in Angkor wiederspiegelt. Die jüngste Geschichte dieses Landes ist nicht leicht zu verdauen. Ende der 70er Jahre herrschten im Land die “ Roten Khmer “ unter der Führung von Pol Pot – eine Schreckensherrschaft während der ein Viertel der kambodschanischen Bevölkerung durch schlimmste Foltermethoden und Qualen ausgelöscht wurde. Wenn man nach Kambodscha reist, kommt man an der Geschichte dieses Landes einfach nicht vorbei. Damit wir wissen, was auf uns zukommt, beschäftigen wir uns im Vorfeld damit, um nicht völlig blauäugig in die Geschichte zu schlittern. Aber Kambodscha ist natürlich nicht nur seine schreckliche Geschichte. Immer wieder hören wir, es sei das “ kleine Thailand „, nur noch ursprünglicher und echter, weniger touristisch. Die wohl bekannteste Gegend in diesem Land ist die archäologische Zone rund um Siem Reap – Angkor mit seinen 1000 Jahre alten Tempelanlagen. Und genau dort starten wir unseren Trip. Wir fliegen von Singapur direkt nach Siem Reap und werden von unserer Unterkunft ganz standesgemäß mit dem Tuk Tuk vom Flughafen abgeholt 😉 Hier in Kambodscha ist das Tuk Tuk noch das Transportmittel Nummer 1. Die Tuk Tuks unterscheiden sich aber etwas zu denen, die wir aus Thailand kennen. Hier sind es eher Mopeds mit einem Anhänger, auf dem bis zu 4 Personen bequem Platz finden. Jetzt gerade finden wir und unser Gepäck darauf Platz und es geht ca. 15 Minuten durch die Stadt zum Hotel. Im Hotel angekommen ist nun schon wieder Nachmittag. Am nächsten Tag soll unsere Tempeltour losgehen. In Siem Reap ist es Touristen untersagt, ein Moped auszuleihen und damit selbst die Gegend zu erkunden. Es ist üblich, sich für die Touren einen Tuk Tuk Fahrer zu mieten, der einen dann den ganzen Tag durch die riesen Anlage fährt. Mittlerweile gibt es natürlich auch da ein paar Unterschiede. Man kann sich einen reinen Fahrer organisieren, die auf der Straße an jeder Ecke auf Aufträge warten oder aber man mietet sich direkt einen Guide. Der Unterschied ist, dass der Guide dich fährt und mit in die Tempel kommt und Wissenswertes über die Geschichte preis gibt, während der Fahrer einfach vorm Tempel auf dich wartet. Wir finden die Variante Guide nicht schlecht und haben durch diverse Gruppen bei Facebook auch schon ein paar Empfehlungen aufgeschnappt. Kontaktaufnahme ist wie immer einfach über Whatsapp oder Messenger. Schnell haben wir jemanden gefunden, der die nächsten beiden Tage Zeit hat. Insgesamt werden wir 3 Tage Zeit haben die Tempel zu erkunden. Um in das archäologische Gebiet zu kommen, muss man natürlich Eintritt bezahlen, als Tourist. Dabei sind die Pässe aufgeteilt in 1-,3-,oder 5- Tagespässe. Da wir einen Tag etwas zu knapp finden, entscheiden wir uns für den 3 – Tagespass für schlappe 62 $/ Person. Jaaaa, so ein Weltkulturerbe muss man sich leisten können. Aber das wussten wir vorher, also alles easy. Man hat dann allerdings auch 10 Tage Zeit, den Pass zu nutzen. Nachdem wir also alles Organisatorische geklärt haben, schauen wir uns noch etwas in Siem Reap um. Wir kommen zur Erkenntnis, dass dieser Ort so dermaßen touristisch ist, dass man hier wahrscheinich keinen wirklichen Einblick in Kambodschas Kultur und Leben bekommt. Und man könnte auch wirklich in Thailand sein. Überall die gleichen Verkaufsstände mit den gleichen Waren, genau so wie wir es aus dem Nachbarland kennen. Und selbst das endlose Anpreisen der Händler klingt genau so, wie in Thailand. Der einzige Unterschied sind die Preise. Hier in Kambodscha hat sich der US $ als Hauptwährung durchgesetzt. Es gibt zwar eine eigene Währung – der kambodschanische Riel, aber die wird nur im lokalen Handel genutzt. Schuld sind auch daran die roten Khmer. Während deren Herrschaftszeit wurde das Geld im Lande komplett abgeschafft und danach hatte die Bevölkerung das Vertrauen zur eigenen Währung nie wieder gefunden und es wurde der US $ eingeführt, welcher nun als Zweit – und Hauptwährung vor allem im Tourismus und großem Handel genutzt wird. Man bekommt hier auch am Geldautomaten nur Dollarnoten ausgezahlt. Mit dem Riel kommen wir nur in Berührung, wenn wir Wechselgeld unter einem Dollar wieder bekommen. Aber zurück zum Thema. Der Dollar sorgt leider auch dafür, dass Essen und Waren vielleicht etwas teurer sind, als man es in so einem Land erwarten würde. Siem Reap hilft uns jedenfalls, uns im Land einzugewöhnen, da es sich so vertraut wie Thailand anfühlt. Am Abend bekommen wir gleich noch einen Einblick in die kulinarische Vielfalt, die man hier geboten bekommt. Neben der lokalen Küche, die im übrigen der Thaiküche auch recht ähnlich ist, hat man eine Vielzahl von internationalen Restaurants. Das liegt wohl daran, dass es hier viele Auswanderer aus aller Welt gibt, die ihre heimische Küche sozusagen mitgebracht haben. Für uns ist das nach 10 Wochen Südostasien eine willkommene Abwechslung.
Der nächste Morgen ist schneller da, als uns lieb ist. 5 Uhr in der Früh klingelt der Wecker. Hatten wir schon erwähnt, dass wir KEINE Frühaufsteher sind? Nun ja, als unser Guide uns mitteilte, dass wir gegen 6 Uhr starten müssen, um den vielen Menschenmassen zu entkommen, haben wir uns eben gefügt und nehmen die Augenringe dafür in Kauf 😉 Wir haben ihm ja schließlich im Vorfeld auch gesagt, dass wir keine Lust auf riesige Menschenmassen haben – hehe. Unser erster Stopp ist zugleich auch der bekannteste Tempel – Angkor Wat !!! Was viele nicht wissen – Angkor Wat ist nur ein Tempel von wahnsinnig vielen hier im archäologischem Park, nicht etwa DER Tempel hier. Oft wird bei Berichten oder im TV immer nur von Angkor Wat gesprochen. Das vermittelt den Anschein, dass es sich dabei um alle Tempel hier handelt. Angkor Wat aber ist zwar der größte Tempel hier im Park, aber bei weitem nicht der Schönste. Zu dieser Erkenntnis kommen wir recht schnell und wir verstehen den ganzen Hype mal wieder nicht so richtig. Das geht sogar so weit, dass es viele Touristen und auch Einheimische gibt, die nur diesen einen Tempel besuchen und die vielen anderen nicht mal in Erwägung ziehen. Was für eine Verschwendung. Im Prinzip ist Angkor Wat einfach ein riesiger viereckiger Tempel auf einer riesen Grünfläche, mit den bekannten 5 Türmen oben drauf. Entlang der geraden Außenseiten befindet sich die religiöse Geschichte in Stein gemeißelt, welche uns unser Guide versucht näher zu bringen. Wir müssen zugeben, dass wir nur einen Bruchteil wirklich verstehen. Kambodschanisches Englisch ist etwas genuschelt und das in Verbindung mit Hindu Göttern und Königen macht die Sache nicht einfacher 😉 Wo wir gerade beim nächsten Punkt wären – fast jeder Tempel hier ist ein Hindu Tempel. Kambodscha praktiziert aber den Buddhismus. Aber wie wir erfahren war das nicht immer so. Zu der Zeit, als hier die meisten Tempel gebaut wurden ( so ca. vor 1000 Jahren ) war hier im Lande der Hinduismus die Staatsreligion. Ab dem 14. Jahrhundert war es Buddhismus, der während der “ roten Khmer “ wieder abgeschafft wurde, aber seit Ende der 80iger wieder praktiziert wird. Ganz schön verwirrend das Ganze, aber wir verstehen jetzt zumindest, warum es hier fast nur Hindu Tempel gibt. Es ist nun nicht so, dass Angkor Wat nicht toll und sehenswert ist. Wir haben nur irgendwie mehr davon erwartet. Irgendwie packt uns dieser Tempel nicht so richtig. Als ich diese Meinung laut äußere, versteht unser Guide die Welt nicht mehr – schließlich ist es aber doch der größte Tempel mit den bedeutensten religiösen Hintergründen. Und genau das ist der Punkt. Für uns “ Ungläubige “ zählt ja ein anderer Wert. Wir schauen mit ganz anderen Augen auf diese Bauwerke. Und was die anderen Touristengruppen angeht, die sich nur hier umschauen, tja, das sind meistens Chinesen. Und Chinesen haben bekanntlich nicht viel Zeit, grasen also wirklich nur die bekannten und berühmten Sehenswürdigkeiten in möglichst kurzer Zeit ab, wollen nichts groß hören über Geschichte und Co, es zählt einzig und allein, ein hübsches Foto für die Trophäensammlung zu erhaschen. Hört man unseren Unmut ein wenig heraus? Nun ja, sagen wir es so – wir werden keine Freunde !!! Wir haben aber wirklich noch Glück und das frühe Aufstehen hat sich gelohnt, denn es ist verhältnismäßig wenig los im Angkor Wat. So gegen halb 9 haben wir alles erkundet und machen uns langsam auf den Weg zum Ausgang. Jetzt wird uns auch langsam bewusst, wie voll es hier werden kann, denn mittlerweile strömen die Menschenmassen nur so hinein. Wir hoffen, dass es dann bei den anderen Tempeln noch etwas ruhiger zugeht, sind ja alle hier 😉 Wir können nun überhaupt nicht mehr sagen, wieviele Tempel wir hier in den beiden Tagen erkundet haben. Aber eins ist klar, Angkor ist der Hammer. Wir haben eine Vorliebe für halb zerfallene Tempel, die mitten im Dschungel stehen und teilweise von der wuchernden Natur überdeckt werden. Die Atmosphäre, wenn man fast allein, nur mit den Tiergeräuschen aus dem Dschungel, durch ein Labyrinth aus alten Steinen, verziert mit unendlich vielen, verschiedenen Gravuren und Figuren, klettert, ist soooo mystisch. Wir sind überwältigt und glücklich diese Jahrtausend alte Kultur zu fühlen. Das ganze Gebiet gleicht einem Abenteuerspielplatz oder einer alten Filmkulisse, es gibt hunderte von tollen Fotomotiven. Einer der Tempel war übrigens wirklich einmal Filmkulisse für Hollywood – der Ta Phrom Tempel oder auch “ Tomb Raider “ Tempel genannt. Hauptrolle spielte damals Angelina Jolie. Wir haben eine bekannte Stelle von einer Szene im Film bei Google herausgefunden und stellen diese mal eben kurz nach. Wenn man es nicht wüßte, wäre der Unterschied wahrlich nicht sichtbar 😉 Zweitkarriere als Angelina Double ist also gesichert…Der fade Nebengeschmack dieses Tempels – er ist genau so überlaufen mit Touristen, wie Angkor Wat, was wieder mal zeigt, dass viele nur die berühmten Spots abgrasen, denn in all den anderen, nicht weniger schönen Tempeln waren wir fast allein bzw. nur mit ein paar anderen Europäern unterwegs. Einer der für uns beeindruckendsten Tempel in diesen Tagen hier in Siem Reap, war auf jeden Fall der Bayon Tempel, einfach von seiner Bauweise her, er steht im Bereich von Angkor Thom und lohnt sich wirklich. Ein weiterer Tempel, der uns in staunender Erinnerung geblieben ist, war der Preah Khan Tempel. Dieser ist so besonders, weil er ziemlich groß ist und zu den Tempeln zählt, der an manchen Stellen von riesigen Bäumen und deren Wurzeln eingenommen wird. Das sieht einfach sooo cool aus. Wir können uns nicht satt sehen. Man kommt sich vor, wie in einer anderen Welt – verlassen und einsam. Wir könnten stundenlang durch verschiedene Tore und Gänge klettern und dabei versuchen die Geschichte, die in die Steine gemeißelt ist, heraus zu lesen. Abends nach den Tempelerkundungen fallen wir recht zeitig und völlig fertig ins Bett. Es ist unheimlich heiß hier in Kambodscha und zwischen den Tempeln steht die Luft. Wir sind 3 Tage lang von Kopf bis Fuß nass geschwitzt.Trocken werden wir nur auf den kurzen Tuk Tuk Fahrten zwischen den einzelnen Stationen, wenn uns der Fahrtwind fönt. Wir schaffen es abends gerade mal noch irgendwo essen zu gehen – einmal übrigens im “ Bavaria “ – einem deutschen Gasthaus. Es gibt seit Wochen mal wieder ein Schnitzel mit Bratkartoffeln und eine Currywurst, mmmmh lecker. Den letzten Tag in Siem Reap nutzen wir zum Ausruhen und Planen, wie immer. Am Abend statten wir der berühmten Pub Street noch einen Besuch ab. Eine Restaurant – und Barmeile, wo das Nachtleben tobt. Direkt angrenzend gibt es verschiedene Nachmärkte, wo man allerlei Souvenirs und die typischen Elefantenhosen ergattern kann. Wir haben uns an diesem Tag ausführlich über unsere weiteren Optionen hier in Kambodscha informiert und sind etwas hin – und hergerissen, was wir tun sollen. Wir möchten auf jeden Fall noch in die Hauptstadt Phnom Penh für 2 Tage, denn dort kann man sich ein bisschen mehr mit der Geschichte des Landes auseinander setzen. Und eigentlich war unser Plan dann noch einen Abstecher in Richtung Küste zu machen. Die bekannteste Küstenstadt ist Sihanoukville. Sie zählt als der Badeort im Lande für die Einheimischen und natürlich auch Touristen. Leider hat diese Stadt nicht den besten Ruf und wird ein bisschen mit Pattaya in Thailand verglichen. Doch von dort aus kommt man mit dem Boot auf die traumhaften kleinen Inselchen Koh Rong und Koh Rong Samloem und genau dort wollten wir hin. Aber beim wollen wird es wohl bleiben, denn bei der Unterkunftssuche wird schnell klar, dass die Preise für die einfachsten Unterkünfte dort ziemlich übertrieben sind. Die Exklusivität und Schönheit der Strände lässt man sich hier ordentlich bezahlen. Es ist nicht so, dass wir geizig sind, aber 30 €/ Nacht für eine Bambushütte mit Ventilator und braunem Wasser aus der Dusche wollen wir einfach nicht bezahlen. Selbst die besseren Hotels für 60€/ Nacht schneiden teilweise ziemlich schlecht ab bei Bewertungen im Internet. Wir sind echt verunsichert, haben aber definitiv keine Lust einen Haufen Geld für ein Zimmer zu bezahlen, nur damit wir auf dieser Insel sein können. Dazu kommt, dass wirklich jeder von Sandflöhen und Moskitos in Massen berichtet. Es wäre ja auch so, dass wir extra nach Sihanoukville fahren müssten, dort übernachten würden, um am nächsten Tag mit dem Boot überzusetzen und dann nach einer Woche oder so wieder zurück nach Phnom Penh, um von dort mit dem Flieger weiter zu kommen.Also viel Aufwand für unklare Ergebnisse. Nach langem Hin und Her entscheiden wir uns dagegen. Ein Grund warum wir gern noch bis Ende Mai in Kambodscha bleiben würden, ist, dass wir unsere letzte Zeit auf Reise gern in Thailand verbringen möchten. Dort bekommen wir aber nur 30 Tage Visum bei Einreise, also könnten wir erst frühestens am 30. Mai einreisen, um bis zu unserem Rückflug am 28. Juni hin zu kommen. Ihr seht, alles nicht so einfach. Was uns zu diesem Zeitpunkt irgendwie überhaupt nicht in den Sinn gekommen ist, dass wir auch einfach das Visa on Arrival in Thailand verlängern können. Manchmal sieht man halt den Wald vor lauter Bäumen nicht. Die Verlängerung kostet zwar auch wieder Geld, aber unterm Strich ist das wahrscheinlich noch günstiger, als ein völlig überteuertes Zimmer auf Koh Rong in Kambodscha anzumieten. Alsoooo – Entscheidung gefallen, wenn wir hier im Königreich Cambodia alles gesehen haben, was uns interessiert, reisen wir weiter nach Thailand. Irgendwie freuen wir uns darauf schon ganz besonders. Thailand ist wie nach Hause kommen und wir haben uns auch fest vorgenommen, die letzten 2 Wochen nochmal richtig Urlaub zu machen – ganz ohne Herumreisen und Planung, einfach nur Seele baumeln lassen und vor allem Strand genießen. ABER !!! Bevor das passiert, haben wir noch 2 kleine Stopps hier.
Ehe wir nach Phnom Penh weiter fahren, machen wir noch Halt in Battambang, der zweitgrößten Stadt Kambodschas. Die Stadt selbst soll zwar nicht so sehenswert sein, dafür aber das Umland. Mit dem Bus geht es ca. 3 Stunden von Siem Reap nach Battambang. Schon kurz nach unserer Ankunft stellen wir fest, dass wir hier wahrscheinlich mit dem echten Kambodscha in Berührung kommen. Wirklich nichts deutet auf großen Tourismus hin, die Stadt ist eigentlich nur bei ein paar Backpackern auf dem Programm. Unser Hotel liegt genau neben dem Central Market. Hier gibt es aber weder Souvenirs, noch Elefantenhosen. Hier wird einfach nur lokales Gemüse, Obst und allerlei andere Dinge des täglichen Bedarfs verkauft. Eine Straße weiter haben sich ein paar Cafes angesiedelt. Hier trifft man auch auf 2-3 andere “ Weiße“, vermutlich die einzigen anderen Touristen in dieser Stadt. Wir buchen für den nächsten Tag einen Tuk Tuk Ausflug mit dem wir wahrscheinlich alles Sehenswerte in der Gegend schaffen sollten. Bekannt ist Battambang in erster Linie für seinen “ Bamboo Train „. Dabei handelt es sich um eine Art Zug, wobei das schon übertrieben ist. Im Prinzip ist es eine Plattform aus Bambus, die auf 2 Achsen und dann auf Gleisen aufgelegt wird – richtig, nur aufgelegt !!! Es wird nichts verschraubt oder befestigt. Der Bambuszug diente lange Zeit als einziges Transportmittel für Waren und Güter, sowie für die Menschen selber, nachdem der normale Zugverkehr eines Tages eingestellt wurde. Es handelt sich also um ein traditionelles Transportmittel, was eigentlich früher mal nur eine billige Alternative zum Zug sein sollte. Denn eins ist schnell klar, hier in und um Battambang bekommt man die Armut des Landes deutlich zu spüren. Das erste Mal auf unserer Reise bekommen wir das volle Ausmaß um die Ohren. Wir treffen viele Kinder in dreckigen verschlissenen Kleidern und mit verfilzten Haaren, die bettelnd die Hände nach uns ausstrecken. Einige von ihnen und auch viele Erwachsene haben verstümmelte Gliedmaßen, was auf Landminen aus vergangenen Bürgerkriegen zurück zu führen ist, denn noch heute besteht in ländlichen Gebieten die Gefahr, Opfer einer solchen Mine zu werden. Hier in Kambodscha ist es leider Normalität, dass Kinder nicht zur Schule gehen, sondern von klein auf mit für den Verdienst der Familie arbeiten müsen. Und genau das bekommen wir auf unserer Tagestour auch zu sehen. Überall dort wo eventuell ein Tourist vorbei kommen könnte, tummeln sich Kinder und betteln. Doch so sehr es einem den Boden unter den Füßen wegzieht, wenn man in diese großen traurigen Kulleraugen schaut, ist es wenig hilfreich, ihnen Geld zu zu stecken. Wenn man helfen möchte, sollte man es lieber mit Kleidung und Essen oder beispielsweise Heften und Stiften tun. Denn nur dann kommt es auch den Kindern zu Gute. Doch zurück zum Bambuszug. Mittlerweile ist der berühmte Bamboo Train nun auch fast wieder Geschichte, denn er fährt momentan nur noch für Touristen. Für den Spaß zahlen wir 5 $. Wir haben Glück, denn schon bald wird der Zug auch für Touristen nicht mehr fahren. Im Moment wird die Zugstrecke nämlich ausgebaut und erweitert, denn in ca. 8 Monaten soll Kambodscha wieder eine richtige Zugverbindung bekommen. Wir dürfen uns also freuen, dass wir den Gaudi noch miterleben. Das Besondere an diesem Zug ist, dass er zwar in 2 Richtungen verkehrt, aber nur ein Gleis zur Verfügung steht. Deshalb wird die komplette Konstruktion auch nur auf die Schienen aufgelegt. Sollte man unterwegs auf Gegenverkehr stoßen, wird nämlich einfach der leichter beladene Zug abgebaut und hinter dem anderen wieder aufgebaut. Dabei gehen alle Mitreisenden helfend zur Hand. Und genau so hat man das jahrelang auch im echten Leben gemacht. Wir sehen an diesem Tag noch viele kleine Dörfer, einen Tempel, fahren vorbei an kilometerweiten Reisfeldern und Obstplantagen, bekommen einen wirklich guten Einblick in das Leben der Kambodschaner und haben dabei noch jede Menge Spaß. Grund für unseren Spaß sind vor allem unser Tuk Tuk Fahrer und sein Bruder. Der Bruder wurde kurzerhand noch mit eingeladen, da er englisch sprechen üben möchte und lernen soll, wie solche Touren ablaufen. Die beiden sind wirklich der Kracher. Den ganzen Tag sind sie zu Scherzen aufgelegt und haben viel überschüssige Energie, die uns immer wieder zum Lachen bringt. Doch auch die schreckliche Geschichte wird uns bei dieser Tour erstmals richtig vor Augen geführt. Einer unserer Stopps sind die sogenannten “ Killing Caves “ – ein Höhlensystem, dass die roten Khmer damals genutzt haben, um Menschen zu entsorgen. Jaaa, es war genau so schlimm, wie es klingt 🙁 Oberhalb der Höhlen gibt es ein Loch. Durch dieses Loch wurden Menschen bei lebendigem Leib in den Abgrund gestoßen und sich selbst überlassen. Es geht mehrere Meter weit nach unten. Unten in der Höhle steht eine Stupa in der einige Schädel und Knochen der Opfer aufgereiht sind. Dies soll als Mahnmal für die vielen Verstorbenen gelten. Ein paar Meter weiter gibt es eine Höhle, in der Babys nach der Entbindung ihrer Mütter “ entsorgt “ wurden. Am Nachmittag halten wir an einem Lotusblütenfeld an. Diese Blumen sind für den Buddhismus sehr wichtig und man findet sie oft in Tempeln wieder. Was wir aber nicht wussten, ist, dass man die Samen aus der Blume essen kann. Unser Fahrer pflückt uns eine und zeigt uns, was davon essbar ist. Sie schmecken ein bisschen wie eine Erdnuss. Doch das Highlight, zumindest für Andi, an diesem Tag ist der kurze Job als Tuk Tuk Fahrer 😉 Andi spricht schon immer davon, mal ein Tuk Tuk fahren zu wollen und bei so witzigen Typen wie diesen hier, ist das sicher kein Problem. Wir befinden uns auf einer Schotterpiste mitten im Nirgendwo, als Andi eine kurze Strecke fahren darf. Auf dem Rückweg zum Hotel kommen wir dann noch in ein richtig schönes tropisches Gewitter. Das Tuk Tuk hat zwar Regenplanen, sodass wir im trockenen sitzen, aber unser Fahrer ist durchnässt bis auf die Knochen. Wir werden sogar gebeten unsere Handys auszuschalten, da es hier im ländlichen Gebiet wohl viel zu gefährlich wäre, diese während eines Gewitters zu benutzen. Und es knallt wirklich ordentlich. Aber wir kommen trocken und heile wieder im Hotel an 😉
Nächster Halt ist dann noch Phnom Penh, bevor wir Kambodscha hinter uns lassen. Das war Woche 11 unserer Reise. Danke euch für´s Reinschauen.
Andi & Susi