Woche 9 im Sabbatical / 30.04.2018 – 08.05.2018

Yogyakarta

Den Montag starten wir ganz entspannt in Yogyakarta. Uns geht es wieder gut, wir haben ausgeschlafen und die Seekrankheit ist fast vergessen. Bevor wir am Nachmittag einen Ausflug starten, kümmern wir uns erstmal um ein paar organsiatorische Dinge. Unser nächstes Ziel ist der Vulkan Bromo. Um dorthin zu kommen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Die meisten buchen direkt eine Tour im Paket, inklusive Transfer, Übernachtung und Besuch bzw. Aufstieg auf den Vulkan. Manchmal geht es dann noch weiter zum Ijen, einem anderen Vulkan oder einfach ans nächste Ziel. Diese Touren sind zwar gut organisiert, aber bedeuten, dass man mit hunderten von Menschen gleichzeitig unterwegs ist und es ist absoluter Stress. Für uns ist das überhaupt nichts. Wir sind keine Herdentiere und wir möchten auch nicht mitten in der Nacht aufstehen, um mit 500 Menschen einen Sonnenaufgang anzusehen, inklusive Gedrängel und begrenzter Zeit. Also müssen wir mal wieder recherchieren, wie man es anders hinbekommt. Die günstigste und auch nicht unbequemste Transportmöglichkeit ist schon mal der Zug. Der fährt bis Probollingo und von dort ist es nicht mehr weit bis zu den Dörfern, die nahe am Bromo liegen und wo es ein paar Unterkünfte gibt. Dann brauchen wir nur noch einen Transfer vom Bahnhof zu unserer Unterkunft. Wir haben im Hotel hier einen Flyer von einer Agentur, die auch nur Transport zum Bromo anbietet, ohne die besagte Kompletttour zu machen. Glücklicherweise ist diese Reiseagentur gleich ums Eck, also schauen wir dort persönlich vorbei. 1 Stunde später steht unser Plan. Mit dem Zug geht es 8 Stunden lang nach Probollingo, dann mit einem Fahrer nach Sukapura, einem Ort in der Nähe vom Vulkan. Die Unterkunft buchen wir auch gleich noch, also ist die Weiterreise in Sack und Tüten. Jetzt haben wir Zeit für unseren Ausflug hier. Wir rufen uns ein Grab  –  eine Art Taxi, nur günstiger, und fahren los. Es geht ca. 2 Stunden raus aus der Stadt zu einem der berühmtesten Tempel in Indonesien –  dem Borobudur Tempel. Der Borobudur ist einer der größten buddhistischen Tempel in ganz Südostasien. Er wurde so um 850 erbaut und geriet später in Vergessenheit, vermutlich durch den Ausbruch des Merapi Vulkans um 1006. Da wurde er nämlich von Asche begraben und später auch von wuchernder Vegetation. Erst 1814 wurde der Borobudur Tempel wiederentdeckt und 1835 durch Europäer wieder ans Tageslicht befördert. Unsere Internetrecherchen haben ergeben, dass ein Besuch am Nachmittag am besten ist, da um diese Zeit die Tagestouren bereits wieder weg sind und somit nicht ganz so viele Menschen auf dem doch eher beengtem Tempel herumlaufen. Außerdem könne man so den schönen Sonnenuntergang vom Tempel aus beobachten. Wir sind gegen 16 Uhr am Tempel und bezahlen den wohl teuersten Eintritt aller Zeiten – 40 Dollar. Allerdings handelt es sich um ein Kombiticket, Borobudur und Prambanan, ein weiterer sehr berühmter Tempel, den wir uns am nächsten Tag noch anschauen möchten. Die Tempelanlage ist in einer riesigen, super gepflegten Grünanlage. Jetzt wissen wir wenigstens, dass die Eintrittspreise gut angelegt werden. Übrigens auch hier zahlen die Locals wieder nur einen Bruchteil dessen, was uns Touris abgenommen wird. Aber egal, wir sind vielleicht nur einmal im Leben hier, also schauen wir uns die Heiligtümer natürlich auch an. Angekommen am pyramidenförmigen Tempel sind wir echt beeindruckt. So oft haben wir Bilder im Internet gesehen und jetzt stehen wir selbst hier. Wir machen uns auf den Weg nach oben, denn von dort hat man den besten Ausblick. So weit das Auge reicht, ist der Tempel von Dschungel und Bergen umgeben. Leichter Nebel liegt in der Luft. Die Stimmung ist echt cool. Es sind gerade Ferien, was heißt, es sind wieder jede Menge Schulklassen unterwegs. Wir müssen also wiedermal für etliche Fotos mit den Teenies herhalten. Macht aber nix, wir haben auch immer wieder Spaß daran. Es geht nun doch ganz schön eng zu. Der Tempel ist zwar groß, aber die Fläche auf der man läuft, ist nicht so üppig. Es ist also garnicht so einfach, hier ein paar tolle Bilder zu knipsen. Das erfordert Geduld und die habe ich ( Susi ) ja bekanntlich nicht !!! Mit der Zeit wird es aber immer leerer, also zahlt sich das Warten aus. So langsam geht es auch in Richtung Sonnenuntergang, was der mystischen Stimmung noch zu Gute kommt. Auf einmal bekommen wir mit, wie die Security anfängt die Leute aufzufordern, den Tempel zu verlassen. Immer wieder hören wir “ Time is over “ und denken im ersten Moment, dass die Schulklassen vielleicht ein zeitliches Limit haben. Doch dann werden auch wir aufgefordert zu gehen. Wie sich herausstellt, gibt es spezielle Sonnenuntergangstickets, die nur im Hotel erworben werden können. Und nur mit diesem Ticket darfst du die Sonne untergehen sehen. Viele versuchen noch ein paar Bilder zu schießen und man greift ihnen richtig in die Kamera, um das zu verhindern. Wir finden das echt unglaublich und fühlen uns abgezockt. Es hätte wenigstens im Vorfeld darauf hingewiesen werden können. Nichts desto trotz hat sich der Besuch für uns gelohnt, auch wenn wir erstmal mit einem gemischten Gefühl abtreten… Unser Grab Fahrer hat gleich auf uns gewartet, also gehts die 2 Stunden wieder zurück in die Stadt. Den nächsten Tag starten wir wieder mit einem entspannten Frühstück. Am Vormittag rufen wir uns wieder ein Grab und machen uns auf den Weg zum größten hinduistischen Tempel Indonesiens – dem Prambanan Tempel. Typisch für Hindu Tempel ist die hohe und spitze Bauform, sowie die strenge Anordnung zahlreicher Einzeltempel um den Haupttempel, in diesem Fall 47 Meter hoch. Auch dieser Tempel wurde um 850 erbaut, recht schnell verlassen und zerfiel langsam. Seit 1918 erfolgt der Wiederaufbau und ist bis heute nicht abgeschlossen. Unter anderem auch, weil er 2006 bei einem Erdbeben wieder stark beschädigt wurde. Beide Tempel, der Borobudur und auch Prambanan gehören seit 1991 zum Unesco Weltkulturerbe. Im Umfeld gibt es noch zahlreiche weitere Tempel, die von Asche und Schlamm bedeckt sind, Schuld daran ist der Merapi Vulkan und seine Ausbrüche. Auch hier am Prambanan ist einiges los,  was sich aber verläuft, weil die Anlage größer und weitläufiger ist. Es ist bloß brütend heiß, da es kaum Schattenplätze gibt. Beim Verlassen des Geländes wird man wieder durch einen riesigen Park geschleust und wir finden noch ein paar gute Spots zum Fotos machen. Es ist garnicht so leicht alle Haupt – und Nebentempel auf ein Bild zu bekommen. Zurück im Hotel machen wir uns ein bisschen frisch und schauen noch in einer Mall vorbei. Die T-Shirts müssen aufgestockt werden. Es wird immer wieder knapp 😉 Für uns war es das mit Yogyakarta. Klar, man kann sich noch den Sultanspalast und Co anschauen, aber es ist auch nicht wirklich etwas, was man verpasst. Unser Wunsch waren die Tempel und ein bisschen Cityfeeling und das haben wir bekommen.

 

 

Pünktlich um 8.30 Uhr am nächsten Morgen holt uns ein Fahrer ab und bringt uns zum Bahnhof. Er zeigt uns noch, wo wir hin müssen und schwupp, sitzen wir im Zug nach Probollingo. 8 Stunden geht es vorbei an Reisfeldern und kleinen Dörfern. Wir erreichen unseren Zielbahnhof gegen 18.30 Uhr. Dort wartet schon der nächste Fahrer auf uns, der uns zu unserer Unterkunft in Sukapura bringt. Ca. eine Stunde und schon einige Höhenmeter später sind wir da. Der Check In erfolgt problemlos, doch als wir von unserem Plan erzählen, den Bromo auf eigene Faust zu erkunden und wir somit ein Moped leihen wollen, schaut uns das Personal mit großen Augen an. “ Ein Moped kann man hier nicht leihen“  – waaaassss??? Seit 6 Wochen fahren wir mit dem Moped durch Indonesien. Überall, wirklich an jeder Ecke gibts die Dinger zum Ausleihen, aber nicht hier am Bromo? Warum nicht? Tja, weil so ziemlich jeder hier im Rahmen einer gebuchten Tour kommt und somit keins gebraucht wird. Ok, gut… aber was tun wir jetzt? Man bietet uns einen privaten Fahrer an, Kosten ca. 30 €, allerdings nicht für den Tag, sondern nur hin zum Bromo und wieder weg vom Bromo. Flexibilität gleich null, das wollen wir nicht. Wir haken immer wieder nach, ob es nicht irgendwie doch ein Moped gibt und irgendwann meint er nur, er könne jemanden fragen, ob er sein privates Moped vermietet. Wir sind glücklich und hoffnungsvoll. Schließlich steht und fällt mit dem Moped unser Plan, den Bromo ganz allein zu besuchen. Nach dem Abendessen hat er das OK von dem Typen, doch der will für 2 Tage fast 40 €. Nur mal zum Vergleich- in ganz Indonesien kostet ein Moped zwischen 3 und 4 € am Tag. Ihr könnt euch unsere Reaktion vorstellen. Aber was bleibt uns denn übrig. Wir haben keinen Bock auf Massentourismus und wir sind extra hergekommen. Nach ein paar Verhandlungen haben wir ihn wenigstens auf 27 € runter gehandelt und gehen halbwegs zufrieden ins Bett. Das Moped steht am nächsten Morgen für uns bereit…

 

 

Vulkan Bromo

Hätten wir eine Tour gebucht, wären wir bereits 3 Uhr in der Nacht aufgestanden. Man hätte uns ca. 1 Stunde lang mit dem Auto zu einem Viewpoint gekarrt. Dann hätten wir mit ca. 500 anderen Leuten dort gestanden und auf die aufgehende Sonne gewartet. Fotos wären wahrscheinlich fast unmöglich, zumindest ohne störende Fremde. Anschließend würden wir alle zusammen zum Fuße des Vulkan Bromo fahren und hätten dann eine Stunde Zeit im Gänsemarsch den Vulkan zu besteigen…

Aber wir schlafen heute aus 😉 Frühstück gibts gegen halb 9, dann packen wir in Ruhe unsere Rucksäcke, schwingen uns auf unser geliehenes Moped und düsen durch eine Landschaft wie im Bilderbuch. Wir wollen zuerst direkt den Bromo ansteuern. Die ganzen Touren sind lange wieder zurück in ihren umliegenden Dörfern, sodass wir hoffentlich so ziemlich allein dort sein werden. Das Tengger Vulkanmassiv liegt etwas über 2200 Meter hoch. Sukapura, unser Ausgangsort in etwa auf 1300 Metern. Wir legen also mit dem Moped nochmal fast 1000 Höhenmeter zurück. Die Straßen sind leer, wir durchfahren einige Dörfer und um uns herum tun sich wahnsinnig hohe Berge auf. Die Landschaft ist der Knaller. Je höher wir kommen, um so kühler wird es und wir ziehen seit Wochen das erste Mal einen Pullover drüber. Überall an den steilen Hängen sind riesige Gemüsefelder. Es riecht nach frischen Zwiebeln. Das meiste, was wir erkennen sind Kartoffeln und Kopfsalate. Wir haben auf Bali schon gesehen, dass in den Bergen nur noch Gemüse angebaut wird. Für die Reisfelder ist es dort schon zu kühl und es fehlt das Wasser. Für Gemüse hingegen ist das Klima perfekt. Nach knapp einer Stunde kommen wir am “ Eingang “ des Bromo Tengger Semeru Nationalpark an. Man hält uns an und verlangt von uns den Eintritt in den Nationalpark – etwa 13 €/ Person. Man hat also auch hier dazu gelernt. In einigen Internetforen haben wir gelesen, dass man tagsüber um den Eintritt herum kommt, da keiner mehr da ist, der ihn kontrolliert. Tja, wahrscheinlich hat sich rumgesprochen, dass es doch einige Touris gibt, die auf eigene Faust den Bromo erkunden 😉 Es ist natürlich in Ordnung, wir mussten ja damit rechnen. Wir zahlen also brav unsere Gebühr, lassen aber auf den Tickets gleich vermerken, dass wir 2 Tage da sind und eventuell am nächsten Tag noch einmal wiederkommen möchten. Wir fahren noch ein paar Meter weiter und sehen schon von weitem, welchen Ausblick wir erwarten dürfen. Die interessanteste Fahrt startet aber erst noch. Um an den Bromo ran zu kommen, muss man eine ganze Weile durch eine Art “ Wüstenlandschaft “ fahren. Irgendwann vor wer weiß wieviel Jahren war das Vulkanmassiv mal ein einziger Riesenvulkan. Durch verschiedene Ausbrüche hat sich aber sozusagen ein riesiger Krater entwickelt, aus dem wieder neue Vulkane herausragen. Darunter eben auch der Bromo, einer der aktivsten Vulkane Javas. Neben ihm findet man noch weitere Vulkane, die allerdings schon sehr lange ruhen. Und durch eben diese Kraterlandschaft fahren wir nun mit unserem Moped. Die Fahrt ist nicht ganz einfach, da wir durch ein Gemisch aus Asche und Sand fahren und immer mal kleine Sandwirbelstürme durch die Landschaft kreiseln. Zum Glück sind wir vorbereitet und können uns mit Tüchern gegen diese feine Brise schützen. Bereits nach kurzer Zeit sehen wir aus wie Sandmännchen. Dass wir bald an richtiger Stelle sind, merken wir daran, dass überall kleine Stände auftauchen, wo die Einheimischen Essen und Getränke verkaufen. Außerdem kann man ein Pferd mieten, dass uns den Vulkan hinauf schleppt –  Äääähm Nein Danke, das schaffen wir auch alleine. Wir parken unser Moped am dafür vorgesehenen Parkplatz, zahlen eine kleine Gebühr und machen uns auf den Weg zum Fuße des Vulkans. Es ist irgendwie bizarr. So in etwa stellen wir uns den Mars oder Mond vor. Noch nie haben wir so etwas gesehen. Schon allein bei den ersten paar Metern machen wir etliche Fotos von dieser krassen Vulkanlandschaft. Wenn man sich jetzt vorstellt , dass man nur eine Stunde Zeit hat, um auf den Vulkan zu kommen, den Ausblick und Krater von oben zu bewundern und wieder runter zu klettern, fragen wir uns wie man das schaffen soll. Also hat sich auch die teure Miete für unser Gefährt gelohnt. Wir haben alle Zeit der Welt und sind fast allein. Eine Hand voll Leute treffen wir unterwegs. Irgendwann sind wir an den Treppen angekommen. Jaaa genau, das letzte Stück des Vulkans besteigt man über Treppen. Das ist halt auch wieder typisch für Touristenattraktionen. Da werden eben in den Vulkan Treppen eingebaut. So langsam wird die Luft etwas dünn, was man gut an unserem Schnaufen erkennen kann. Die letzten Meter liegen vor uns und jetzt kommt zur knappen Luft auch noch ein übler Gestank dazu. Das ist also der “ faule Eier Geruch „, verursacht durch Schwefelgase, die aus dem inneren des Vulkans austreten. Die starken Rauchschwaden verursachen zudem noch einen kratzenden Husten und wir brauchen ein paar Minuten, um uns daran zu gewöhnen. Doch dann steigen wir die letzten Stufen hoch und stehen auf einmal direkt am Kraterrand. Waaahnsinn – wir stehen hier auf einem aktiven Vulkan und schauen vom Kraterrand hinein. Wir hören es brodeln und immer wieder stoßen Rauschwaden hervor. Kann uns mal einer zwicken??? Das sind so Momente, die uns auch nach über 8 Wochen auf Reise sprachlos da rumstehen lassen…Wir genießen noch ein Weilchen den Anblick und versuchen zu begreifen, was wir da eigentlich so erleben. Irgendwann wird der Rauch aber langsam unangenehm, die Augen tränen ein bisschen und etwas frische Luft wäre auch nicht schlecht. Wir treten also den Abstieg an, saugen den Anblick in uns auf. Das kann uns keiner mehr nehmen. Nach unserer Fahrt zurück durch die Sandlandschaft halten wir im Nachbardorf an und genehmigen uns eine Instantsuppe und einen Kaffee. Wir überlegen wie wir weiter machen. Eigentlich hatten wir vor, die Viewpoints am nächsten Morgen anzusteuern. Nicht ganz zum Sonnenaufgang, weil wir einfach nicht um 4 Uhr in der Früh los wollen 😉 Heute haben wir auch noch Zeit, also machen wir einfach noch einen Abstecher zu einem der Aussichtspunkte. Logischerweise liegen diese noch viel höher, als das Vulkanmassiv selbst. Die Aussicht wird sich also lohnen. Eine weitere halbe Stunde Fahrt später sind wir da, am Seruni Point. Hier sind wir wieder ganz allein, da die anderen Touristen hier nur in den frühen Morgenstunden vorbei kommen. Nun ist es bereits Nachmittag, die Sonne steht nicht mehr ideal zum Fotos machen, aber der Ausblick ist gigantisch. Hier kommt nun auch unsere Drohne mal wieder zum Einsatz. Es wird merklich kühler und wir haben nur die Pullover dabei, keine extra Jacke. Wir fahren also zurück in unsere Unterkunft, bevor es dunkel wird. Am nächsten Morgen gehts nochmal zum Viewpoint, noch ein paar Bilder bei besserem Licht knipsen. Den Rest des Tages verbringen wir mittels unschönen Aufgaben. Als wir zurück sind, wollen wir unsere Weiterreise planen und stehen wieder mal vor dem Problem mit unseren Kreditkarten. Dazu kommt jetzt aber, dass eine unserer Karten unter Verdacht steht, dass damit unrechtmäßige Zahlvorgänge passiert sind. Die Bank bittet jedenfalls um einen Rückruf, um die Transaktionen abzugleichen. Nach ein paar Emails hin und her, ob sich das Telefonat vermeiden ließe, wegen der hohen Telefonkosten, müssen wir in den sauren Apfel beißen und doch in Deutschland anrufen. Schnell wird klar, dass die Karte gesperrt werden muss, da sie missbräuchlich verwendet wurde. Wahrscheinlich war einer der Geldautomaten präpariert und die Daten wurden ausgelesen oder kopiert. Scheiße, sowas brauchste echt nicht. Ein was Gutes hat der Anruf allerdings, wir können gleich das Problem mit der Verifizierung bei Online Buchungen klären. Somit können wir wenigstens die nächsten Flüge buchen und deshalb nutzen wir den Tag gleich, um den Rest unserer Reise fast durchzuplanen. Wer weiß, wann es wieder mal so klappt. Sooo, nun waren es nur noch 3 Kreditkarten. Hoffen wir mal, dass weitere Zwischenfälle ausbleiben. Am Ende des Tages ist die Entscheidung gefallen. Wir machen noch einen letzten Stop hier in Indonesien, ein kleines Highlight zum Schluss – wir gehen noch nach Borneo, genauer gesagt nach Kalimantan in den Tanjung Puting Nationalpark. Dort machen wir eine 3 -tägige Tour auf einem Fluss mit einem Hausboot. Diese Touren sind die einzige Möglichkeit, um im Nationalpark die Orang Utans live erleben zu können. Nun könnte man meinen, die letzte Bootstour hat uns gereicht, aber wir sind positiver Dinge. Schließlich kann es auf einem kleinen, schmalen Fluss ja nicht so viel Seegang geben 😉 Am nächsten Morgen werden wir in das 3 Stunden entfernte Surabaya gebracht, eine Großstadt mit einem Flughafen. Von dort nehmen wir den Flieger direkt nach Pangkalan Bun, auf     Borneo  .

 

 

 

Borneo / Kalimantan

Wir erreichen unser neues Ziel am Nachmittag. Da wir unsere Rivercruise schon gebucht haben, werden wir vom Tourunternehmen auch gleich vom Flughafen abgeholt. Auf Grund unserer späten Ankunft, können wir erst am nächsten Tag mit der Tour starten und müssen noch eine Nacht hier im Ort verbringen. Unser Touranbieter ist “ Orang Utan Houseboattour „, der Name des Chefs, Fardi. Wir haben ihn gewählt, weil er überall als Nummer 1 angepriesen wird. Die Bewertungen sind immer super positiv, er wird sogar auf einem großen Reiseblog über Indonesien empfohlen. Fardi hat uns angeboten, die Nacht in seinem Gästehaus zu verbringen. Bei der Frage nach dem Preis, meint er nur, wir sollen ihm geben, was wir geben möchten. Okay, dann schauen wir einfach mal, wie es wird. Wenn man in Indonesien von einem Local in sein Gästehaus „eingeladen“ wird, rechnet man mit einem kleinen, stickigem Zimmer. Vielleicht ein Bett, vielleicht auch nur eine Matratze. Wenn wir Glück haben, eine warme Dusche… Doch, was wir wenig später zu Gesicht bekommen, ist eine Villa, direkt am Dschungel Borneos. Unser Gästezimmer ist wahrscheinlich das beste Zimmer, was wir bis jetzt bewohnt haben. Wir haben eine Terrasse mit Blick in den Regenwald und sehen von weitem die Äffchen hüpfen. Damit haben wir nicht gerechnet und nun sind wir fest der Meinung, diese Tour kann nur gut werden. Alles im Haus ist auf einander abgestimmt und sorgsam ausgewählt. Es ist sowas von NICHT indonesisch. Wir sollen uns wie zu Hause fühlen, können uns Tee oder Kaffee machen und relaxen den Rest des Tages. Gegen 19 Uhr klopft es an der Tür, das Abendessen ist fertig. Wir bekommen eine riesige Portion Nasi Goreng und Drachenfrüchte und fallen später glücklich und zufrieden ins Bett.

Am nächsten Morgen ist es soweit. Nach einem ausgiebigen Frühstück geht es gegen 10 Uhr zum “ Hafen “ und wir beziehen unser Heim für die nächsten 3 Tage. Wir sind beide etwas aufgeregt und skeptisch. Die letzte Erfahrung auf und mit einem Boot war nicht unbedingt die Beste. Auch wenn wir wissen, dass es schon einen Unterschied macht, ob man auf dem offenen Meer oder einem schmalen Fluss herumschippert. Doch dann erreichen wir unser Hausboot, lernen die tolle Crew kennen, die sich die nächsten 3 Tage um uns kümmert und alle Bedenken sind sofort vergessen. Die Größe des Bootes ist zwar in etwa genauso, wie beim letzten Mal, aber schon allein die Ausstattung ist um Welten besser. Unser Schlafplatz wird diesmal auch nicht in einem engen Raum hinter einer Holzwand sein, sondern an Deck, auf richtigen dicken Matratzen und mit einem Moskitonetz, um uns vor den kleinen Urwaldbiestern zu schützen.Insgesamt sind wir zu 6 auf dem Boot. Die 4 – köpfige Crew besteht aus unserem Kapitän, seinem Assistenten, der Köchin, Adi – unserem Tourguide und uns selbst. Das Oberdeck ist ausgestattet mit einem Esstisch, Waschplatz, unserem Schlafplatz und einem bequemen Sitzsack. Dieser Bereich ist quasi unser Heim. Unter Deck gibt es ein kleines Bad mit einer ordentlichen Toilette und einer richtigen Dusche und eine kleine Küche, wo unsere Köchin für uns zaubert. Außerdem wird die Crew dort unten ihre Matratzen ausbreiten. Und dann geht es auch schon los. Ein paar Minuten fahren wir vom kleinen Dorf Pangkalan Bun aus auf dem großen Fluss und biegen schließlich ein in ein schmales Flüsschen. Unser Abenteuer Dschungel kann beginnen 😉 Adi, unser Tourguide gesellt sich zu uns und klärt uns über unsere Programmpunkte auf. Der Tanjung Puting Nationalpark ist ein sogenannter Secundary Rainforest. Das heißt, dass der Wald oder zumindest Teile von ihm schon mal durch Menschenhand verändert oder sogar zerstört wurde und erst durch bestimmte Schutzprogramme wieder “ belebt “ wurde. Mittlerweile umfasst der Park über 4000 km², ist 1977 von der Unesco zum Biosphärenreservat erklärt worden und schützt heute um die 6000!!! Orang Utans, die durch die ständig weiter wachsenden Palmölplantagen in Gefahr sind. Natürlich gibt es im Nationalpark auch noch jede Menge anderer Tierarten, wie zum Beispiel den Nasenaffen, den wir im malayischen Teil Borneos letztes Jahr schon mal angetroffen haben. Während unserer Tour werden wir an 3 verschiedenen Fütterungsstationen für Orang Utans anhalten. An diese kommt man nur im Rahmen einer geführten Bootstour und auch nur zu einer bestimmten Zeit. Die Stationen sind außerdem ausschließlich über den Fluss erreichbar. Für den Schutz der Regeln und Tiere sind ausgebildete Ranger zuständig, die diese Besuche von Touristen auch streng überwachen. An erster Stelle steht immer das Tier und der Schutz dessen und seines Lebensraumes. Da die Boote auch nicht besonders schnell durch den Park fahren, haben wir genug Zeit, um von Bord aus den umliegenden Regenwald zu beobachten. Unsere erste Station besuchen wir heute um 15 Uhr. Bis dahin machen wir es uns an Deck gemütlich und beobachten den Regenwald. So langsam verändert sich auch die Vegetation. Der Fluss wird schmaler und die Bäume direkt am Fluss werden immer höher. Wir halten gespannt Ausschau nach wackelnden Baumwipfeln und spielenden Äffchen. Dann heißt es auf einmal Lunchtime und wir bekommen ein erstes Bild von unserer Vollverpflegung hier an Bord. Unsere Köchin hat sich ordentlich ins Zeug gelegt. Es gibt Reis, Nudeln, Fisch, Tempeh, Früchte, Gemüse… Wer soll das alles essen? Wir fragen Adi, ob er mit uns isst, doch er meint nur, dass wäre alles für uns. Er isst zusammen mit der Crew später. Guuut, dann mal ran an den Speck. Es schmeckt alles super lecker, aber aufessen kommt nicht in Frage. Gegen 14 Uhr kommen wir an unserer ersten Fütterungsstation an, wir gehen von Bord ins Informationszentrum und erfahren so noch ein paar wissenswerte Details über das Wildlife hier im Park. Dann ist es endlich soweit, wir laufen langsam los, ca. 20 Minuten rein in den Dschungel. Wir haben vorher ordentlich Moskitospray aufgelegt und hoffen jetzt einfach mal, dass es die kleinen Biester abhält. Laut Adi´s Aussage ist hier nämlich Malariagebiet. Wahrscheinlich sind wir doch zu lecker, denn die Moskitos lassen sich von unserem Schutz nicht stören. Das ist wohl das Einzige, auf dass wir herzlich gern verzichten könnten. Nach ein paar Minuten Fußmarsch entdeckt Andi auf einmal einen Orang Utan oben im Baum, einfach so, hockt er da oben und schaut uns an. Wir sind sooo glücklich, das geht ja gut los. Adi erklärt uns, dass er wahrscheinlich auf die Ranger wartet, wohlwissend, dass diese einen Korb voll Bananen dabei haben, der an der Fütterungsstation ausgeschüttet wird. In der Trockenzeit, die jetzt gerade beginnt, gibt es im Dschungel nicht genug Früchte für die Orangs. Deshalb hat man in dieser Zeit mehr Glück, sie zu sehen, weil sie zu den Fütterungen kommen. Während der Regenzeit kommt es oft vor, dass Touristen, die diese Tour machen, keinen einzigen Orang sehen, weil sie selbst genug Futter im Wald finden. Wir haben also einen guten Zeitpunkt gewählt. Unser erster Orang Utan hier macht sich jetzt auf dem Weg von seinem Baum nach unten. Unser Erscheinen lässt ihn vermutlich denken, dass die Ranger nun nicht mehr weit sind und er begibt sich mal so langsam in die Nähe der Fütterungsplattform. Er nimmt den Weg durchs Geäst, aber an einer Stelle kreuzen sich unsere Wege. Adi rät uns, etwas Abstand zu wahren. Es handelt sich hier um ein großes Männchen. Und dann läuft der Riesenaffe einfach direkt an uns vorbei. Uns klappt regelrecht der Kiefer runter. Wir werden ihn wohl dann gleich wiedersehen. Die Fütterung wird ein voller Erfolg. Wir sind für ungefähr 90 Minuten dort und es kommen 6 Orang Utans, darunter auch eine Mama mit Baby. Es ist der Wahnsinn. Wir sind total verliebt. Während der Fütterungszeiten ist jeder ganz still. Man hört nur die Dschungelgeräusche und sonst nichts. Ab und an mal ein Seufzen oder Staunen von anderen Touristen. Wir sind uns jetzt zu 100 % sicher. Diese Tour ist jeden Euro wert. Eigentlich passt sie nicht in ein Backpacker Budget, aber wir sehen uns eh nicht als eigentliche Backpacker. Wir sparen nicht an allen Ecken, gönnen uns ordentliche Zimmer und manchmal muss man eben auch einfach so eine Tour buchen. Wir hätten es auf keinen Fall verpassen wollen. Nach diesem ersten geilen Erlebnis schippern wir noch eine Weile durch die Gegend. Am späten Nachmittag, kurz vorm Sonnenuntergang entdecken wir noch eine ganze Bande Nasenaffenoben in den Bäumen. Sie sitzen alle in der Abendsonne und schauen neugierig auf uns hinab. Irgendwann erreichen wir unseren Schlafplatz. Der Bootsmotor wird abgestellt, das Boot fixiert und nun gibt es nur noch den Sound des Dschungels und uns. Nach dem wieder sehr üppigen Abendessen wird für uns das Bett hergerichtet und unser Moskitonetz angebracht. Unsere erste Nacht im Regenwald kann kommen. Der Sternenhimmel ist übrigens einfach fantastisch, so ganz ohne störende Lichtquellen. Später liegen wir einfach nur so da, lauschen den Klängen und können unser Glück kaum fassen. Das ist eines der einzigartigsten Dinge, die wir je erlebt haben. Der nächste Morgen beginnt genau so toll, die Geräuschkulisse hat sich verändert. Waren es am Abend beim Einschlafen die Zikaden und Äffchen, die uns begleitet haben, so sind es jetzt um 5 Uhr morgens die Vögel, die uns wecken. Herrlich, so aufzuwachen. Ich glaub, ich hab noch nie so ein Grinsen im Gesicht gehabt um diese Zeit in der Früh. Am 2. Tag unserer Tour stehen 2 Fütterungsstationen auf dem Plan. Was sollen wir sagen, es ist mindestens genau so toll, wie am Tag zuvor. Wir können garnicht mehr sagen, wieviele Orang Utans wir insgesamt gesehen haben. Es waren einfach sooo viele. Über 400 Fotos sprechen für sich. Wir waren den Tieren so nah, ein paar mal sind sie einfach direkt an uns vorbei marschiert. Und es waren extrem viele Babys dabei. Das ist ein gutes Zeichen, denn das bedeutet, dass der Fortbestand weiter gesichert ist. Es wäre zu schade, wenn man diese einzigartigen Geschöpfe irgendwann nur noch in Zoo´s betrachten könnte. Es liegt auch an uns selbst, dazu beizutragen, diese Natur und Tierwelt zu schützen. Der Mensch selbst ist es, der den Lebensraum immer weiter zerstört, um möglichst viel billiges Palmöl zu produzieren, welches dann in die gesamte Welt verkauft wird. Wir selbst haben unser Konsumverhalten schon seit einer Weile verändert. Wenn man einmal selbst vor Ort sieht, was eigentlich angerichtet wird, fängt man an, sich zu hinterfragen. Das ist der Punkt, wo einen das Reisen in seiner Persönlichkeit und Weltanschauung verändert !!!  Sorry, das mussten wir einfach nochmal mit loswerden 😉

Neben den Orang Utans haben wir sehr viele Nasenaffen, Makaken und sogar einen Gibbon gesehen. Das Einzige, was irgendwie gefehlt hat, waren exotische Vögel. Da sind sie aber auf jeden Fall, gehört haben wir sie. Die Crew hat sich hervorragend um uns gekümmert. Wir wollten oft irgendwie helfen, durften aber nicht, weil wir doch bitte unseren Trip genießen sollten. Wir haben stundenlang mit unserem Tourguide gequatscht und somit wieder viel über Indonesien gelernt. Mittlerweile sind wir mit unserem Englisch ganz gut unterwegs 😉  Lange haben wir überlegt, ob wir den Weg nach Borneo noch auf uns nehmen und wir sind sooo froh, dass wir es getan haben. Wir überlegten im Vorfeld, ob Sumatra oder Borneo und haben von dem indonesischen Paar, welches wir kennen gelernt haben, den Tipp bekommen, wenn dann lieber nach Borneo zu reisen. Die Leute wären offener und freundlicher. Wir können nun nicht vergleichen, aber für uns war es definitiv die richtige Entscheidung !!! Damit geht für uns ein 7 – wöchiger Aufenthalt in einem Land, welches vielfältiger nicht sein könnte, zu Ende. Indonesien hat uns positiv überrascht, manchmal gestresst, aber auch oft staunen lassen. Die Menschen, denen wir begegnet sind, waren immer freundlich, wenn auch in Touristengegenden, eher an unserem Geld, als an uns interessiert. Aber auch das ist eine normale Entwicklung. Wir können nur sagen, geht nach Indonesien, schaut euch Bali an, denn diese Insel ist mit ihrer Kultur und den Traditionen wirklich besonders, aber besucht auch die unbekannteren Perlen dieses Landes. Es gibt so viel zu entdecken. Dieses Land besteht aus über 17000 Inseln. Noch Fragen ??? 😉

 

 

Nach unserer Dschungel Hausboottour verbringen wir noch eine Nacht in Jakarta, bevor es für uns wieder in ein neues Land geht. Wir sind gespannt. Es wird wahrscheinlich der größte Kulturschock überhaupt 😉

 

Das war Woche 9,5 – haha – sorry, wir sind etwas in Verzug… Danke fürs Reinschauen !!!

Andi & Susi