Woche 12 im Sabbatical / 21.05.2018 – 27.05.2018

Battambang

An unserem letzten Tag hier in der Gegend unternehmen wir nicht mehr viel. Eigentlich wollten wir gegen Abend nochmal raus aufs Land fahren und uns ein Spektakel der besonderen Art anschauen. Im Umland von Battambang gibt es eine Fledermaushöhle. Das ist ja so erstmal nichts besonderes. Allerdings kann man jeden Abend zur Dämmerung beobachten, wie mehrere hunderttausend Fledermäuse in einem riesigen Schwarm die Höhle verlassen, um auf Nahrungssuche zu gehen. Unser Tuk Tuk Fahrer von gestern hatte uns empfohlen, das noch anzuschauen. Leider wird daraus nichts, denn pünktlich zur eigentlichen Abfahrtszeit fängt es wieder an zu schütten. Als es eine halbe Stunde später immernoch regnet wie aus Eimern, beschließen wir es dabei zu belassen. Es wäre bestimmt cool gewesen, aber dafür eine Stunde durch den strömenden Regen auf einem Tuk Tuk fahren, mit dem Risiko dann nichts zu sehen, muss nicht sein.

Phnom Penh

Der nächste Tag ist wieder ein reiner Transfertag. Mit dem Bus geht es wieder mal 6 Stunden durchs Land, von Battambang nach Phnom Penh – der Hauptstadt Kambodschas. Und diese Stadt ist genau so wie man es von einer kambodschanischen Großstadt erwartet. Es ist laut, dreckig und stinkt an jeder Ecke. Für uns war von vornherein klar, dass wir nicht allzu lange hier bleiben werden, denn so viel hat die Stadt nun auch nicht zu bieten. Da wir nun auch nicht auf die Inseln in Kambodscha reisen, nutzen wir Phnom Penh mit dem internationalen Flughafen also dann gleich zur Weiterreise. Aber bevor es soweit ist, wollen wir uns hier nochmals intensiv mit der Geschichte dieses Landes befassen. Es gibt zwei Orte hier in bzw. bei der Stadt, die daran erinnern, was die roten Khmer Ende der 70iger hier getrieben haben. Unser erstes Ziel sind die “ Killing Fields “ etwas außerhalb der Stadt. Choeung Ek – so der eigentliche Name des heutigen Heimatmuseums ist ein ehemaliger Obstgarten und chinesischer Friedhof. Nach dem Fall des Regimes der roten Khmer entdeckte man hier Massengräber mit über 8800 Leichen. Insgesamt sollen hier über 17000 Menschen exekutiert worden sein. Die meisten der Opfer waren zuvor Insassen des Tuol Sleng Gefängnisses, ein weiterer Ort des Schreckens, aber dazu später mehr. Heute ist dieser Ort hier eine Gedenkstätte, die durch eine buddhistische Stupa markiert ist, die mit mehr als 5000 Totenschädeln gefüllt ist, die man hier auf dem Gelände ausgegraben hat. Am Eingang des Museums bekommt man Audioguides in so ziemlich jeder Sprache, sodass man während eines Rundganges über das weiträumige Gelände einen Einblick in die grausame Vegangenheit dieses Landes bekommt. Es gibt eine durchnummerierte Führung, der man folgt. Auf dem ganzen Gelände herrscht eine schon fast trügerisch friedliche Stimmung, da jeder andächtig seinem Guide im Ohr lauscht. Setzt man die Kopfhöhrer ab, hört man einzig und allein Vogelgezwitscher, surreal, wenn man bedenkt, was hier über 3 Jahre lang passiert ist. Wir setzen unseren Rundgang fort, jeder für sich, in einer anderen Welt, nachdenklich und erschüttert. Wir haben bereits viel über die roten Khmer gelesen, aber hier, an einem Ort des Schreckens direkt damit konfrontiert zu werden, ist nochmal etwas ganz anderes. Überall auf dem Gelände sieht man die Unebenheiten im Boden – ehemalige Massengräber. Noch heute, 40 Jahre danach, werden von anhaltendem Regen Erdteile unterspült und es kommen immer mal wieder Knochenfragmente oder Kleidungsfetzen an die Oberfläche. Vieles wird einfach im Boden belassen und dient als weiteres Mahnmal, zur Erinnerung an die vielen Menschen, die hier ihr Leben ließen. Nach einer Weile kommen wir an einen Baum, der voll behangen ist mit Freundschaftsarmbändern. Als wir näher kommen, erkennen wir den Grund dafür. Dieser Baum nennt sich heute der “ Killing Tree “ Seinen Namen hat er nicht umsonst. An diesem Baum wurden Kleinkinder und Säuglinge getötet, indem man sie dagegen schlug 🙁 Furchtbar, überhaupt darüber nachzudenken, aber es gehört zu diesem Areal dazu und es gibt nichts, was es besser macht, darüber zu schreiben. Die Freundschaftsarmbänder stehen für die Anteilnahme der Leute, die diese dort angebracht haben. Nach ungefähr 2 Stunden verlassen wir die Killing Fields und fahren mit dem Tuk Tuk wieder in die Stadt zurück. Doch wir haben noch ein weiteres Ziel mit diesem schweren Thema und zwar das Tuol- Sleng- Genozid- Museum. Dieses Museum war das ehemalige Gefängnis S- 21 der roten Khmer und dient heute als Erinnerung an die dort begangenen Verbrechen während des Genozids in Kambodscha. Dieser Gebäudekomplex ist eine ehemalige Schule, die nach Eroberung der roten Khmer in ein Foltergefängnis umgewandelt wurde. In den 4 Jahren der Schreckensherrschaft waren ca. 14000 – 20000 Menschen dort inhaftiert, darunter auch Mitglieder der roten Khmer, die als Verräter galten. Auch hier bekommt man wieder einen Audioguide auf die Ohren und man kann ganz in seinem eigenen Tempo der Geschichte dieser Gebäude folgen. Hatte man bei den Killing Fields noch eine friedliche Atmosphäre, weil heute kaum noch etwas an die Morde dort erinnert, so wird man hier im ehemaligen Gefängnis schonungslos mit der Realität konfrontiert. Man hat Zutritt zu fast allen Räumen, ehemals Klassenzimmer, die als Folterräume genutzt wurden. In fast jedem Raum steht ein altes Metallgestell, manchmal hängen alte Metallfessel daran. An einer Fotografie an der Wand kann man erkennen, dass 1979 nach dem Fall der roten Khmer, genau so diese Zimmer vorgefunden wurden – einziger Unterschied – damals fand man auch noch einige der ermordeten Menschen vor. Wir sind insgesamt bestimmt 3 Stunden in dem Gefängnis. Es gibt zahlreiche Fotografien von ehemaligen Insassen, Soldaten, Anhängern der roten Khmer. Auf einigen Bildern blickt einem die nackte Angst der Inhaftierten entgegen. Diese Bilder werden wir wohl niemals vergessen. Wir bekommen einen Einblick, wie die Zellen damals ausgesehen haben. Man hat hier wirklich so viel wie möglich Original gelassen, um auf immer und ewig an die Gräueltaten zu erinnern, in der Hoffnung, dass sowas nie mehr passiert. Ja, wir haben sogar Räume gesehen, in denen man noch Blutspuren an der Wand sehen kann –  einfach nur schrecklich. Jetzt könnte man meinen, warum tun wir uns das an? Kambodscha ist eines der ärmsten Länder Südostasiens und noch heute ist das Ausmaß seiner Vergangenheit zu spüren. Reisen bedeutet nicht nur Sonnenschein, sondern auch, sich mit dem Land und seiner Kultur und Geschichte auseinander zu setzen. Und hier kommt man an den roten Khmer einfach nicht vorbei. Also haben wir uns dafür entschieden uns diese beiden sehr wichtigen Gedenkstätten anzuschauen. Als wir auch mit dem Gefängnismuseum fertig sind, suchen wir uns erstmal etwas zum Mittagessen und lassen das Gesehene und Gehörte erstmal sacken. Was uns beiden aber am meisten deutlich wurde, ist die Ähnlichkeit zu unserer eigenen, deutschen Geschichte. Nur weil es noch viel länger her ist, war es nicht weniger schrecklich…

 

 

Eigentlich hatten wir für heute noch einen Besuch im Königspalast und bei der Silberpagode geplant. Irgendwie haben wir uns mit der Zeit ein bisschen verschätzt. Es ist jetzt bereits 16 Uhr und das Gelände des Königspalastes schließt 17 Uhr. Ein Besuch lohnt also nicht mehr wirklich. Gut, dann haken wir diese beiden Sehenswürdigkeiten im Geiste ab, denn morgen geht es schon weiter 🙂 und zwar nach   Thailand  .

Was sagen wir zu Kambodscha? Dieses Land hat definitiv ein schweres Los. Wir wollen und können uns sicher kein allzu großes Urteil erlauben, da wir nur drei Regionen des Landes angesehen haben. In Siem Reap bekommt man eindeutig keinen realen Eindruck vom Land. Auf Grund der Angkor Tempelanlagen ist diese Region sehr touristisch und das spürt man deutlich. Wir hatten ja direkt das Gefühl in Thailand zu sein, als wir dort ankamen. In Battambang haben wir dann schon eher einen richtigen Eindruck bekommen. Die Armut ist hier allgegenwärtig, vor allem in den ländlichen Regionen. Die Stadt selbst hat uns nicht so gefallen, aber dort haben wir uns auch kaum aufgehalten. Tja und Pnom Penh ist einfach nur dreckig und laut. Vielleicht liest man es schon ein wenig raus, so richtig ist der Funke nicht übergesprungen. Igendwie steht vieles nicht so richtig im Verhältnis. Zum einen hat man hier weitaus mehr Armut als anderswo, gleichzeitig zahlt man durch den Dollar höhere Preise. Standards bei Hotelzimmern und Co spiegeln aber eher die untere Preisklasse wider. Wir sind froh, dass wir uns Kambodscha wenigstens zum Teil angeschaut haben, schon allein wegen der unglaublichen Tempelanlagen in Angkor. Ob wir wiederkommen, wer weiß. Vielleicht haben wir irgendwann wieder Lust darauf 🙂

Thailand

Der nächste Tag fühlt sich irgendwie besonders an. Wir steigen ins Flugzeug und fliegen nach Bangkok. Es geht weniger um die Stadt selbst, denn dort bleiben wir nur für eine Nacht. Wir sind einfach glücklich, wieder nach Thailand zu reisen. Wir haben in den vergangenen 3 Monaten 4 neue Länder kennen gelernt und wir sind unendlich dankbar dafür. Und doch haben wir so langsam keine Lust mehr auf neue Herausforderungen, neues Essen, neue Kultur, Reinfinden in Gegebenheiten, Organisation,… Wir brauchen etwas Vertrautes, müssen das erlebte erstmal verarbeiten. Thailand ist wie nach Hause kommen. Wir haben auch hier die nächsten Tage noch neue Ziele geplant. Das heißt, ein bisschen organisieren und planen müssen wir trotzdem. Aber hier kennen wir uns aus. Wir kennen das Essen, sind mit der Währung vertraut und können ganz gut einschätzen, wann wir “ Farangs “ ( so nennt man die Ausländer hier ) ein bisschen übers Ohr gehauen werden. Vor uns liegen noch 5 Wochen reisen und diese wollen wir natürlich nicht nur an einem Ort verbringen, sondern noch etwas nutzen. Aber die letzten 2 -3 Wochen werden wir auf jeden Fall auf einer Insel verbringen. Wir haben kürzlich erst festgestellt, dass wir schon wieder über einen Monat nicht am Strand waren –  das geht so nicht !!!

Ayutthaya

Nach einer Nacht in Bangkok in der Nähe vom Flughafen, geht es am nächsten Tag so ganz langsam Richtung Norden. Wir waren zwar schon einige Male in Thailand, haben es aber nie bis in den Norden geschafft und das wollen wir ändern. Unser erster Stop ist die ehemalige Hauptstadt des Landes – Ayutthaya. Wir fahren ca. 1 Stunde mit dem Zug und schon sind wir da. Ayutthaya ist jetzt nicht gänzlich neu für uns. 2007 bei unserer ersten Thailandreise waren wir schon einmal in Form eines Tagesaufluges hier. Aber das ist schon so lange her und wir haben kaum noch Erinnerungen daran. Vielleicht waren wir damals auch ein kleines bisschen überfordert mit diesem Land –  auch genannt Kulturschock 🙂 Und da diese Stadt quasi auf dem Weg liegt, bleiben wir einfach für 2 Nächte hier und erkunden die Tempelanlagen noch einmal ganz in Ruhe. Und jetzt wisst ihr auch gleich, was es hier zu sehen gibt – alte Tempel. Wir schlafen in einem Homestay direkt angrenzend an den historischen Park. In der ganzen Altstadt kann man Fahrräder ausleihen, um die verschiedenen Tempel im Park anzusteuern. Für heute lohnt sich das Ausleihen nicht mehr, also schauen wir uns wenigstens die ganz nahen Anlagen zu Fuß an. Direkt in unserer Nähe befindet sich der wohl bekannteste Tempel Wat Mahathat. Dort findet man auch den Baum, der um einen Buddhakopf gewachsen ist – wahrscheinlich das berühmteste Bild aus Ayutthaya. Auch wir machen dort ein Bildchen. Da es schon später Nachmittag ist, sind auch nicht so viel Leute unterwegs und es ist eher bewölkt, was das Tempel erkunden durchaus angenehmer macht. Doch aus dem bewölkt wird so langsam ein “ finster “ und in der Ferne hört man immer mal wieder ein Donnergrollen. Wir sollten uns wahrscheinlich so langsam in Sicherheit bringen. Denn eins ist klar, wenn es tropft, dann bleiben vielleicht 2 Minuten bis es schüttet. Thailand und seine Regenzeit – mal sehen, ob sie gnädig mit uns ist. Am Abend – nach dem Gewitter –  besuchen wir noch den Nachtmarkt 2 Straßen weiter und genießen unser erstes Pad Thai und ein kühles Chang, was für ein Genuß. Wir sind definitiv in unserem Lieblingsland angekommen. Am nächsten Morgen fährt uns unser Gastgeber als erstes zum Ticketschalter für Busfahrten, denn wir brauchen noch ein Weiterreiseticket für den nächsten Tag und anschließend zum Fahrradverleih. Die Räder sind wahrscheinlich genau so alt wie die Tempel hier und haben ein hübsches Körbchen vorne dran, aber wer beschwert sich schon bei einem Mietpreis von 1,30 €/ Tag. Doch bevor wir den archäologischen Park mit dem Rad erkunden, gibts erstmal ein ordentliches Frühstück im Altstadtcafe. Anfangs ist es noch bewölkt, doch nach und nach schaut die Sonne immer mehr durch die Wolken. Das macht die Radtour zur schweißtreibenden Angelegenheit und wir sind ziemlich schnell im Eimer. Was uns irgendwie auffällt, dass die Tempelruinen in einem ziemlich desolaten Zustand sind. Das hatten wir irgendwie anders in Erinnerung, aber vielleicht täuschen wir uns auch. Es ist auf jeden Fall schwer, ein paar Buddhastatuen im Ganzen zu finden. Schade 🙁 Trotzdem sind wir froh, diesen Abstecher noch gemacht zu haben, noch dazu, wo es eh auf dem Weg liegt…

 

 

Das war nun schon unsere 12. Woche. Auch wenn diese Woche etwas schwer behaftet ist mit der unschönen Geschichte Kambodschas, danken wir fürs Vorbeischauen.

Andi & Susi