Woche 6 im Sabbatical / 09.04.2018 – 15.04.2018

Lombok

Eigentlich war der Norden der Insel erst überhaupt nicht unser Ziel. Ursprünglich wollten wir direkt in den Süden, nach Kuta Lombok. Wir hatten sogar schon eine Unterkunft gebucht. Schließlich hört und liest man überall, dass der Süden viel schöner sei, der Norden bzw. Senggigi ziemlich touristisch und überfüllt ist. Im Süden hingegen ist alles viel entspannter, dort sind eher die Backpacker unterwegs, wo hingegen in und um Senggigi die paar Pauschaltouristen urlauben. Doch dann stießen wir immer häufiger auf Berichte im Internet, wo von Überfällen auf Touristen im Süden berichtet wurde. Es ist vom “ wilden Westen “ Lomboks die Rede. Man solle möglichst nicht bei Dunkelheit mit dem Scooter herumfahren und schon garnicht in ruhige, abgelegene Ecken. Es hätte wohl schon Straßensperren gegeben, um Touristen zum Anhalten zu zwingen und dann auszurauben. Wir waren also wirklich verunsichert und haben bestimmt 2 Tage gegrübelt, was wir tun sollen. Abenteuer schön und gut, uns wissentlich in Gefahr begeben wollten wir dann trotzdem nicht. Also stornierten wir das Zimmer im Süden und buchten doch Senggigi im Norden. Und da sind wir nun und haben unseren Aufenthalt von 3 Nächten gleich mal auf 6 Nächte verlängert. Zum einen, weil wir nun schon festgestellt haben, dass der Norden durchaus auch sehr schön ist und soo viele Touristen dann doch nicht da sind. Außerdem brauchen wir die Zeit hier eh, da wir erst in 4 Tagen zur Immigration gehen können, um unsere Fingerabdrücke abzugeben und unsere Pässe wieder zu bekommen. Senggigi war also letztendlich eine gute Entscheidung, vor allem, weil sich die Immigration in Mataram – der Hauptstadt befindet und diese nur 20 Minuten entfernt ist.

Ein bisschen erinnert uns Senggigi an einen typischen Touristenort in Thailand. Es gibt eine Hauptstraße an der sich unzählige Restaurants, ein paar Shops und Supermärkte, sowie massenhaft Touristeninformationen und Wäscheservices reihen. Und genau wie in Thailand wird man von jedem vollgequatscht, ins Restaurant zu kommen oder diverse Touren zu buchen. Ausgelegt ist der Ort also wirklich für viele Touris, aber da sind sie nicht wirklich. Liegt vielleicht auch an der Saison. Die nächsten 2 Tage sind wir wieder mit dem Scooter unterwegs, fahren die Küstenstraße ab und schauen die Strände an. Am Ende landen wir immer wieder am Nipah Beach. Unter der Woche ist da kein Mensch. Teilen müssen wir den Platz nur mit Kühen und Hühnern 😉 Leider scheint es im Norden der Insel normal zu sein, dass es jeden Nachmittag anfängt zu regnen. Zweimal überrascht uns der tropische Regenguss ziemlich plötzlich, aber wir schaffen es immer uns irgendwo unter zu stellen.

Den Mittwoch nutzen wir nochmal zum Ausflügeln. Schließlich ist Lombok ja auch für seine Wasserfälle bekannt. Im Zentrum der Insel soll es noch ein paar sehenswerte geben, laut Google Maps sind es 1,5 Stunden Fahrt. Die Badesachen ziehen wir gleich drunter, wäre sonst nicht das erste Mal, dass wir an einem frischen, klaren Wasserfall kommen und nicht darin baden können, weil wir nix dabei haben. Unser Weg führt uns mitten durch die Hauptstadt Mataram, wo es ziemlich staubig und laut zu geht. Wir fahren vorbei an einer lokalen Markthalle mit regem Treiben und wahnsinnig vielen Menschen. Davor stehen überall kleine Pferdekutschen, bereit die Leute mit ihren Einkäufen nach Hause zu transportieren. Die Pferde sehen alles andere als gesund aus, aber das scheint hier normal zu sein. Komische Kombination –  auf der einen Seite überall Mopeds und dann fahren manche mit der Kutsche durch Mataram. Wir sind froh, als wir die Stadt hinter uns lassen und es endlich wieder ruhiger wird. Je weiter wir ins Inselinnere kommen, wo wahrscheinlich nicht so häufig Touris entlang fahren, umso freundlicher werden die Menschen. Man kann praktisch die Hand zum Grüßen gleich oben lassen und sich das Lächeln ins Gesicht pinnen. Wirklich jeder winkt uns und ruft uns ein freudiges Helloooo entgegen. In Indonesien spielt sich das Leben meist auf der Straße vor dem Haus ab. Fast jeder hat irgendetwas zu verkaufen, mal ist es Benzin- abgefüllt in Literflaschen, manchmal aber auch ein paar Früchte aus dem eigenen Garten. Wir müssen eh tanken, also halten wir bei einer älteren Frau und signalisieren ihr, dass wir 2 Flaschen Benzin brauchen. Sie kommt mit einem Trichter zu uns, füllt das Benzin ein, wir zahlen 16000 Rupiah ( 0,94€ ) und der Tank ist voll. Weiter gehts vorbei an Reisfeldern und Palmen, überall kann man die Bauern bei ihrer Arbeit beobachten. Es  stehen Kühe am Straßenrand oder Hühner rennen frei herum. Wer hätte gedacht, dass das die meistgesehenen Tiere auf unserer bisherigen Reise sind und nicht etwa Schlangen oder Spinnen. Der Weg zu den Wasserfällen beginnt im Geopark Rinjani. Das ist ein Nationalpark in dem der zweithöchste Vulkan Indonesiens liegt, der Rinjani. Außerdem liegt im Nationalpark die Überganszone Wallaceae, wo die Flora und Fauna Südostasiens einen dramatischen Übergang in das für Australasien typische Gebiet schafft. Am Informationsschalter zeigt man uns die verschiedenen Wasserfälle und Entfernungen. Es gibt verschiedene Preisstaffelungen, je nach Anzahl der Wasserfälle, die man sehen möchte. Wir entscheiden uns für 3, den Benang Sekotel, Benang Kelambu und einen Jumping Spot. Wir bekommen einen Guide , der uns zum ersten Wasserfall bringt. Irgendwie wissen wir nicht so richtig, ob das verpflichtend ist, aber kann ja nicht schaden. Mit dem Moped geht es weiter rein in den Geopark, über Stock und Stein. Von einer Straße kann hier keine Rede sein, aber Andi manövriert uns souverän da durch. Nach 15 Minuten rasanter Fahrt durch den Dschungel erreichen wir den Parkplatz am Kelambu Wasserfall. Unser Guide führt uns ein paar Stufen hinunter und erklärt uns bisschen was. Leider verstehen wir nur Bahnhof, weil sein Englisch wirklich schlecht ist. Das ist übrigens selten der Fall. Hier wird teilweise besser englisch gesprochen als bei uns zu Hause. Der Kelambu Wasserfall ist mal wieder der Hammer. Eigentlich sind es mehrere Wasserfälle, die von einer dschungelbedeckten Felswand herab fallen. Aber nicht etwa wie ein reißender Fluss, sondern schön breit gefächert. Es wirkt eher wie ein künstlich angelegtes Wasserspiel in einer Mall oder so. Jetzt wissen wir den Guide auch zu schätzen, denn er bietet sich prompt als Fotograf an und macht ein paar Schnappschüsse. Es stellt sich heraus, dass er auch Künstler ist. Während wir herum schlendern und den Wasserfall bestaunen, bastelt er mir ( Susi ) eine Dschungelkrone aus einem Palmenblatt. Als wir den Rückweg antreten bekommt diese eine kleine indonesische Prinzessin von mir. Mit dem Moped gehts zurück zum Ausgangspunkt und von da aus zu Fuß weiter zum Benang Sekotel. Als erstes zeigt uns unser Guide den Jumping Spot, eine 10 Meter tiefe Felswand, die in ein ca. 5 Meter tiefes natürliches Becken führt. Wer mutig genug ist, darf da gerne mal runter hüpfen. Wir lehnen lachend ab 😉 Nur ein paar Meter weiter sind wir schon am Sekotel. Eigentlich sind das sogar zwei Wasserfälle die in flache Becken fallen. Zum Baden sind sie zu flach, dafür eignen sich die Wasserfälle hervorragend zum Duschen. Bei einem der beiden findet gerade ein Shooting statt, so wie es aussieht sind es Hochzeitsfotos, denn nebenan liegt ein Brautkleid auf einem Stein. Das Wasser ist erfrischend kalt und eignet sich auch zum Trinken, also erfrischen wir uns ein bisschen. Der Ausflug hat sich auf jeden Fall gelohnt, auch wenn wir lieber ohne Guide gegangen wären. Keine Ahnung, ob das auch möglich gewesen wäre. Man hat uns irgendwie keine Wahl gelassen :-0

Unseren letzten Tag in Senggigi beginnen wir mit dem Termin auf der Immigration. Wir sind 11 Uhr verabredet mit unserem Visa Agenten. Er trifft uns in Mataram auf der Behörde. Als wir dort ankommen, ist er schon da und führt uns zum richtigen Schalter. Wir ziehen eine Nummer, wie in Deutschland und warten. Es dauert bloß nicht so lange, wie in der Heimat. Bereits nach 15 Minuten sind wir dran, geben unsere Fingerabdrücke ab und lächeln in die Kamera. Das wars, mehr gibt es für uns nicht zu tun. Unsere Pässe können am gleichen Tag ab 16 Uhr abgeholt werden. Da wir eine Agentur beauftragt haben, müssen wir nicht selbst warten, sondern bekommen die Pässe am Abend direkt in der Agentur zurück. Da wir eh einmal in Mataram sind, schauen wir uns die örtliche Mall an, essen dort gleich zu Mittag und fahren anschließend wieder in unsere Unterkunft.

In den Tagen in Senggigi haben wir immer wieder mit Einheimischen über den Süden von Lombok gesprochen. Jeder versicherte uns, dass es mittlerweile nicht mehr gefährlich wäre. In und um Kuta herum ist schon lange nichts mehr passiert. Das liegt auch daran, dass die Einheimischen im Süden wohl jetzt auch von der Regierung beachtet werden und wahrscheinlich etwas vom großen Kuchen “ Tourismus “ abbekommen. Das war vorher nicht der Fall und da der Süden nicht so fruchtbar ist und somit kaum Landwirtschaft funktioniert hat, sind oder waren die Menschen dort besonders arm. Das wiederum führte zu einem Anstieg der Kriminalität. Wir verstehen die Lage sogar, aber enstchuldigen können wir die Überfälle trotzdem nicht. Es sind schließlich auch Menschen verletzt worden dabei. Wir entscheiden uns also, doch ein paar Tage in den Süden zu gehen. Schließlich sind zur Zeit auch genug andere dort, wie wir dank Social Media mitbekommen. Wir buchen die Unterkunft wieder, die wir erst noch storniert hatten und kümmern uns noch um den Transfer in den Süden. Man hat die Wahl zwischen Privattransfer oder Shuttlebus. Wir nehmen den Bus.

Wir holen noch schnell unsere Pässe ab und dann gehts am nächsten Morgen auch schon los. Der Shuttlebus kommt fast pünktlich und ist wiedermal brechend voll. Irgendwie sind diese Minibusse besonders klein. Man kommt kaum auf seinen Sitz und darf dann das Gepäck noch irgendwo hinquetschen. Naja die Asiaten sind halt alle etwas kleiner 😉 Ca. 2 Stunden später sind wir in Kuta angekommen. Wir mieten uns direkt wieder einen Scooter und sprechen nochmal mit unserem Host, auf was wir achten müssen. Er sagt uns wohin wir bedenkenlos fahren können und los gehts. Es gibt im Süden Lomboks ein paar  Strände, die für ihre Schönheit bekannt sind. Unser erster Stop ist am Mawun Beach, weiter gehts an den Selong Belanak und den Tampah Beach. Letzteren haben wir zufällig entdeckt und gleich mal für eine Baderunde genutzt. Alle Strände sind sehr verschieden, jeder auf seine Art wunderschön. Was uns bei der Fahrerei auffällt, ist dass die Landschaft sich hier echt krass vom Norden unterscheidet. Verrückt, wo doch nur knapp 2 Stunden Fahrt dazwischen liegen. Und die Straßen sind in einem grauenhaften Zustand. Es ist deutlich zu spüren, dass der Süden noch nicht allzu viele Rosinen vom Kuchen abbekommen hat. Aaaaber es wird viel gebaut. Also sollte sich hier bald was ändern. Es ist immer fraglich wie gut das am Ende wirklich ist. Denn eins ist klar. Hier im Süden sind die Menschen noch freundlicher und die Gegend hat irgendwie Flair. Es ist wie auf dem Bauernhof, überall stehen Ziegen, Kühe, Wasserbüffel. Die Straßen sind mehr Schotterpiste als asphaltiert. Die Armut ist allgegenwärtig, aber Tourismus verändert eben leider auch Land und Leute.

Das Wochenende verbringen wir am Tanjung Aan Beach. Dieser liegt entgegensetzt der Anderen, östlich von Kuta. Wir haben ihn zu unserem Lieblingsstrand hier unten erklärt. Der Sand ist richtig weiß, das Meer schön blau, es gibt Sonnenliegen und Schirme zum Mieten und man hat ein paar Warungs direkt dahinter. Warungs sind indonesische kleine Restaurants. Für uns macht das den Strand perfekt. Auf Liegen könnten wir verzichten, der Sonnenschirm oder irgendwas, was Schatten spendet, ist jedoch unerlässlich für uns. Heute zum Sonntag ist der Strand etwas voller, da die Einheimischen den freien Tag auch liebend gern am Strand verbringen. Es ist herrlich ihnen beim Baden zu zu sehen. Es sind überwiegend junge Leute, Teenager, vielleicht auch etwas älter. Das lässt sich echt schwer schätzen. Da Lombok zum Großteil muslimisch ist, sind die Mädels alle “ verhüllt “ und gehen auch so ins Wasser. Aber was wirklich faszinierend ist, ist was für einen Spaß die Leute hier dabei haben. Da wird so ausgelassen gelacht und einfach jede Minute zum Vergnügen genutzt. Es ist mal wieder das beste Beispiel für diese Lebensart –  teilweise so arm und doch soo glücklich im gegebenen Moment. VORBILD !!!

Die meiste Zeit heute haben wir wieder Modell gestanden für gemeinsame Fotos mit den Locals. Wir hatten 3 Interviews !!! Jaaa, genau wir wurden interviewt. Immer wieder kamen vereinzelte Mädels und Jungs auf uns zu und wollten mit uns sprechen. Sie kramen einen Zettel aus ihrer Tasche, wo die Fragen vermerkt sind. Wir erfahren, dass sie das für die Schule oder Uni machen sollen. Sie wollen wissen, wo wir herkommen, wie uns Lombok gefällt, was es besonders macht, wo wir vorher waren… Wir hatten richtig Spaß. Am Ende der Fragerunde werden immer die Smartphones gezückt und Erinnerungsfotos geschossen. Unser erstes Interview waren 3 Mädels. Als sie fertig waren und nur noch die Fotos anstanden, rannten auf einmal mindestens 10 weitere Teenies auf uns zu und haben sich einfach mit auf die Fotos gedrängelt – Fotobomb ;-0 Am Ende waren wir ein herrlich lachender Haufen. Keine Ahnung auf wievielen Handys wir jetzt zu sehen sind. Dieser Kontakt zu den Locals macht diese Reise so besonders. Dieses aufrichtige Interesse und dieses Lachen bleibt für immer in unseren Herzen.

Das war unsere 6. Woche, überwiegend am Strand. Das muss auch mal sein 😉

Danke fürs Reinschauen.

Andi & Susi